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Ex Codice

Sébastien Mettraux
15.09.2022 - 30.09.2022
Ausstellungen

Nachdem er sich lange Jahre mit konstruierten und funktionalen Formen beschäftigt hat, die von Bunkern und Luxusvillen (Dernier paysages 1, 2004-2011 und Derniers Paysages III, 2011-2013) über industrielle Formen (Ex Machina, 2014-2019) und die neuesten technologischen Objekte aus der Medizintechnik (Vanités, 2018-2020) gingen, interessiert sich Sébastien Mettraux nun für organischere Formen, die von einem mathematischen und informationstechnischen Standpunkt aus noch unvorhersehbarer und komplexer erscheinen.

Er begann, für seine Kompositionen von der Beobachtung der Natur auszugehen (Pflanzen, Organe, geologische Strukturen, Wurzeln). Dabei interessierte ihn das Wesen dieser Strukturen, ihre Ähnlichkeiten, wobei das Ergebnis dann hybride Formen sind, die nah an die Abstraktion heranreichen, ohne sie ganz zu erreichen. Die Idee des Zufälligen und des Chaotischen in manchen der Naturthematiken faszinierte ihn (so ist es beispielsweise unmöglich, das Aufsteigen des Rauches oder das Wachstum einer Pflanze genau zu berechnen oder vorherzusagen). Vor diesem Hintergrund zeigt einer seiner 3D-Animationsfilme aus der Reihe ein Netz von Wurzeln, die langsam und ungeordnet wachsen, bis sie vollkommen den Bildschirm überwuchert haben. Faszinierend ist die Vorstellung, dass im Falle des vollkommenen Verschwindens unserer Zivilisation die 300 000 Jahre unserer Existenz schnell ausgelöscht wären. Die Pflanzen würden schnell die größten Städte überdecken und würden nur wenige Spuren unseres Daseins hinterlassen.

Mit dem Ende des Frühlings 2022 war Sébastien Mettraux schockiert von den so deutlich sichtbaren Auswirkungen der Trockenheit in seiner Heimat, die sich durch herbstliche Farbveränderungen in den ihm so bekannten Landschaften ausdrückten. Seine Künstlerresidenz im Bridderhaus
in Esch-sur-Alzette begann im Juli 2022, als die Hitzewelle Europa beherrschte. Damals war es schwierig für ihn, sich über eine Natur zu freuen, die ganz offensichtlich vom Menschen zerstört wird. Mettraux begann, neue Bilder zu malen, noch immer mit organischen Formen, doch ausschließlich mit Hilfe von computergenerierten Fraktalen.

Diese ganz auf der Basis des Computercodes generierten Formen haben nichts Greifbares mehr, sie sehen manchmal wie Pflanzen aus, sind manchmal durchsichtig oder erscheinen wie befreit von der Schwerkraft. Der Künstler sucht eine Form der Kontemplation, für die er die Natur durch einen Zahlencode ersetzt, aus dem heraus er dann die Auszüge auswählt, die in Malerei umgesetzt werden. Das Computergesteuerte wird für ihn zu so etwas wie die Gärten in Giverny.

6 Wochen lang waren der Code und die generierten Fraktale sein einziges Thema, das dieser Ausstellung ihren Namen gab: Ex Codice.

Kurator: Christian Mosar

Künstler: Sébastien Mettraux